145
minder begünstigten Klassen und ihre zeitweisen versuche, durch ge-
waltsame Maßregeln schnell eine Besserung ihrer Lage zu erreichen,
eine Besserung, die nur durch organische Gesetze und auf dem allerdings
langsamen und mühevollen Wege der Arbeit herbeigeführt werden kaun.
von außerhalb sind es gewisse Nationalitäts- und Rassenbestrebungen,
überall die Unzufriedenheit mit dem Bestehenden, das kann jederzeit
den Ausbruch eines Krieges herbeiführen, ohne den willen der
Regierung und auch gegen ihren willen. Reichstagssitzung vom u. v. i8s0.
3. Ls ist richtig, daß der Krieg Geld und abermals Geld fordert,
aber der Feind im Laude würde schnell mit unseren Finanzen auf-
räumen. Reichstagssttzung vom 14. V. 1890.
4. Line schwache Regierung ist eine dauernde Kriegsgefahr; nur
eine starke Regierung kann den Frieden verbürgen.
Reichstagssitzung vom 14. V. 1880.
5. s)ch denke, wir werden der Welt zeigen, daß wir eine mäch-
tige Nation geworden und eine friedliebende geblieben sind, eine
Nation, welche den Krieg nicht braucht, um Ruhm zu erwerben, und
die ihn nicht will, um Lroberungen zu machen.
Reichstagssttzung vom 16. Ii. 1874
Bismarck:
„s)e stärker wir sind, desto unwahrscheinlicher ist der Krieg."
Rede vom 11. I. 87.
„wenn wir in Deutschland einen Krieg mit der vollen Wirkung
unserer Nationalkraft führen wollen, so muß es ein Krieg fein, mit
dem alle, die ihn mitmachen, alle, die ihm Mpfer bringen, kurz und
gut, mit dem die ganze Nation einverstanden ist. Rede vom 3. 11. 88.
Kaiser Wilhelm I:
„s)ch bin ein Feind des Krieges. s)ch will keinen Krieg mehr. , . .
wir werden uns nur schlagen, wenn man uns angreift, und ich kaun
versichern, daß Wein Lohn Weine Anschauungen teilt."
Zu Herrn v. Lesseps, 12. Iii. 1887.
Kaiser Wilhelm Ii. über Krieg und Frieden.
Frankfurt a. M. am Gedenktage der Lchlacht von Wars-
la-Tour (Enthüllung des Denkmals des Prinzen Friedrich Karl, am
16. August \888):
„Ls gibt Leute, die sich nicht entblöden zu behaupten, daß Wein
Vater das, was er mit dem seligen Prinzen gemeinsam mit dem
Lchwert erkämpfte, wieder herausgeben wollte, wir alle haben ihn zu
Wohlrabe, Deutschland von heute. Ii. . 10
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl August
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankfurt_a._M. Deutschland
147
der Krieg nicht eine durch den Angriff auf das Reich oder dessen
Verbündete uns aufgedrungene Notwendigkeit ist. Unser fjeer soll
uns den Frieden sichern und, wenn er uns dennoch gebrochen wird,
imstande sein, ihn mit Ehren zu erkämpfen.
Das wird es mit Gottes Lsilfe vermögen nach der Stärke, die es
durch das einmütig beschlossene jüngste Wehrgesetz erhalten hat. Diese
Stärke zu Angriffskriegen zu benutzen, liegt Kleinem Kerzen fern.
Deutschland bedarf weder neuen Kriegsruhms noch irgend welcher
Eroberungen, nachdem es sich die Berechtigung, als einige und un-
abhängige Nation zu bestehen, endgültig erkämpft hat."
10
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144
Krieg gefällt Gott nicht, der einst von jedem Tropfen unschuldig
vergossenen Blutes Rechenschaft fordern wird.
«Lin wackerer Soldat soll nicht prunken mit der äußeren Ehre,
noch sich auf Eitelkeit blähen; sondern die Treue gegen das Vaterland
soll seine Ehre sein und sein stiller Mut seine höchste Zierde.
Katechismus f. d. deutschen Kriegs- und Webrmann.
Das Ljeer ist wohl mit einem Deiche verglichen worden, der reich-
bevölkerte und fruchtbare Auen vor den verheerenden Fluten schützen
soll, was würde man sagen, wenn die Interessenten eines Deich-
verbandes plötzlich erklärten:
„Die stets und unaufhörlich wachsenden Kosten, um die Deiche
im wehrbaren Zustande zu erhalten, werden für uns unerschwinglich
und sind unser Ruin, einmal inuß ein Ende gemacht werden;
es ist unmöglich, die wieder beantragte Verstärkung und Ausbesserung
der Deiche zu bewilligen." Würde man den Leuten nicht erwidern:
„wird euch ein Deichbruch, der eure Fluren verwüstet und versandet,
eure Däuser umstürzt, euer Vieh fortschwemmt, euer Leben bedroht,
wird euch ein solcher Deichbruch billiger zu stehen kommen?"
So fragen auch wir bei dem Einwürfe der unerschwinglichen
Kosten für den Militarismus: „wird euch der Einbruch des Feindes
ins Vaterland billiger zu stehen kommen?"
Lest doch in der Geschichte nach, was die feindlichen Einfälle
Deutschland im Laufe der Zeiten gekostet haben!
Militär-Wochenblatt, 1890, Nr. 54.
Unser £}eer und unsere Flotte sind unsere Versicherungen gegen
Kriegsgefahr, wenn wir die nicht hätten, würden wir nicht so sicher
in unserem Lande und im Auslande leben können, wie wir es jetzt
können. Die Furcht vor unserem bseer und unserer Flotte muß da
sein; dann hält jeder Friede.
Darum muß der friedlichste Fürst das stärkste fjeer haben.
Berthold Otto, Der Hauslehrer, 1902.
Aussprüche Moltkes zum Gegenstände.
\. Solange die Nationen ein gesondertes Dasein führen, wird es
Streitigkeiten geben, welche nur mit den Waffen geschlichtet werden
können; aber im Znteresse der Menschheit ist zu hoffen, daß die Kriege
seltener werden, wie sie furchtbarer geworden stnd. Ges. Schriften i, S. i.
2. Die Fürsten und überhaupt die Regierungen sind es wirklich
nicht, welche in unseren Tagen die Kriege herbeiführen.
Die Zeit der Kabinetskriege liegt hinter uns. . . .
Die Elemente, welche den Frieden bedrohen, liegen bei den
Völkern. Das silld im Znnern die Begehrlichkeit der vom Schicksal
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Militärkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
12
Iii. Vaterländische Geschichte.
Redlich halfen die Männer, die im Rate des Königs saßen, de,
der Wiedergeburt ihres Volkes. Die Minister Stein und Harden-
berg legten die heilende Hand an die Schäden der bürgerlichen Ge-
sellschaft, Scharnhorst aber, der stille, sinnende Held, schuf das Heer
um. De« Vaterlande zu dienen, ist eine heilige Pflicht für jeden
im Volk, der Grundsatz stand von nun an obenan. Da der Feind
nur ein kleines Heer dulden wollte, mußten die Äusgebildeten Platz
machen und warten, bis man sie wieder rief, damit alle herankommen
konnten zum Dienst in den Waffen fürs Vaterland, und so geichah es!
Von früh bis spät wurde geübt, vervollkommnet, verbessert; was morsch
und faul war, wurde rücksichtslos beseitigt. Gin heiliger Eifer erfüllte alle
Herzen, und ein junger, frischer, gesunder Geist hielt im Heer seinen Einzug.
Wie Gott jedes treue, ehrliche Schaffen segnet, so segnete
er auch diese schlichte, stille, opferfreudige Arbeit von
Preußens Volk und Heer.
Als das große Heer des französischen Eroberers in den Schneefeldern
von Rußland zugrunde ging, da ermannten sich endlich die europäischen
Mächte, den Zwingherrn abzuschütteln, da rief auch unser König, und:
/ „Das Volk stand auf,
Der Sturm brach los."
Jünglinge, Männer, Greise, ja sogar einzelne Jungfrauen eilten
zu den Waffen. Der König stiftete das Eiserne Kreuz, zum Zeichen,
daß die eiserne Zeit eiserne Männer verlange, daß nur durch Eisen das
Vaterland zu retten sei.
Bei Großgörschen und bei Bautzen sah Napoleon mit Schrecken,
daß diese stürmischen, todesmutigen Männer nicht mehr die Preußen
von Jena waren. Sein Schrecken wuchs, als General Bülow bei
Großbeeren siegte, als der „alte Blücher", der „Mar sch all
Vorwärts", der jugendliche Greis, der Abgott seiner Soldaten, an
der Katzbach den Franzmann in die Fluten der Wütenden Neiße
jagte, als General Kleist bei Nollendorf die Schlacht zum Siege
wandte, als General Yorck, „der alte Jsegrimm", bet Wartenburg
im Angesicht des Feindes den Übergang über die Elbe erzwang.
Bei Leipzig aber kam endlich der Tag der Abrechnung. Hier
wurde in dreitägigem, blutigem Ringen (16., 18., 19. Oktober 1813)
Napoleon selbst mit seiner ganzen Macht von den verbündeten Heeren
der Preußen, Russen und Österreicher geschlagen. Auch die deutschen
Stämme, die Bonapartes Fahnen gefolgt waren, besannen sich endlich
und kehrten rum Vaterland zurück.
Mit Jubel ging es nun:
„Über den Rhein, über den Rhein,
Nach Frankreich hinein."
Allen voran die Preußen. Wo es etwas zu wagen, wo es Schwierig-
keiten auszuführen galt, da waren sie zur Hand. Es war, als ob sie
sagen wollten: „Laßt uns heran; uns hatte Gott am meisten gegeben,
wir hatten ein herrliches Fürstenhaus, das uns zu Tüchtigkeit erzog
und zum Ruhme führte; wir haben schlecht gewirtschaftet, wir haben
deshalb auch am meisten wieder gut zu machen."
Der Siegeseinzug in Paris krönte die Arbeit des Scbwertes.
Als Napoleon im Jahre 1815 von der Insel Elba aus wieder auf
dem Plan erschien, um sein Schlachtenglück noch einmal zu versuchen,
da war wiederum Preußen zuerst zur Hand und vernichtete im Verein
mit den Engländern den Franzmann in der Schlacht bei Belle-
Alliance.
p
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Bülow Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Rhein Rhein Frankreich Paris Elba
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Militärkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
14
111. Vaterländische Geschichte.
Unmut schließlich zu einem schlechten, fluchwürdigen Mittel. Aufruhr
und Empörung sollten 1848/49 zum Ziel führen.
Fest und unerschütterlich, wie ein Fels im brandenden Meer,
stand Preußens Heer, unbeirrt durch das, was ringsherum vorging,
getreu seinem Eid zu seinem Könige. Die Unruhen wurden nieder-
geschlagen. Die Frage aber: „Was ist des Deutschen Vaterland?"
blieb noch immer ohne Antwort.
Mit dem Regierungsantritt König Wilhelms I. 1861 ging endlich
auch für Deutschland die Sonne des Glücks auf.
Mit klarem Blick erkannte er, daß Preußens Heer mit der zu-
nehmenden Zahl der Bevölkerung in keinem Verhältnis mehr stand.
Unbekümmert um Trotz und Widerstreben verdoppelte er das Heer,
verjüngte es in allen seinen Gliedern und vervollkommnete Ausbil-
dung, Bewaffnung, Ausrüstung.
Bald sollten Teile dieses umgewandelten preußischen Heeres Ge-
legenheit finden, zu zeigen, was sie zu leisten vermochten.
Als die Dänen, im Vertrauen auf die bisherige Zerfahrenheit des
Deutschen Bundes, versuchten, die Schleswig er und Holsteiner,
echte deutsche Stämme, zu Dünen zu niachen, da fanden sich die beiden
Nebenbuhler in Deutschland, Preußen und Österreich, noch einmal
in Waffenbrüderschaft zusammen.
Die Garden, die Märker, Westfalen und Posen er, welche
die Ehre hatten, zu diesem Kampf aus dem preußischen Heer aus-
gewählt zu werden, und unter dem Kommando des Prinzen
Friedrich Karl von Preußen standen, zeigten der Welt, daß die
Preußen noch zu fechten verstanden. Der neue Hinterlader, das Zünd-
nadelgewehr, war eine furchtbare Waffe in den Händen dieser
Soldaten. Das feste Bollwerk der Dänen, die Düppel er Schanzen,
konnten dem Milt der Preußen nicht widerstehen. Am 18. April 1864
wurden sie unter den Klängen der Feldmnsik gestürmt. Hier empfing
General v. Raven die tödliche Wunde mit den Worten: „Es ist
Zeit, daß wieder eimnal ein preußischer General für seinen König
stirbt;" hier opferte sich der tapfere Pionier Klinke für seine Kame-
raden, indem er den Pulversack gegen die Pallisaden warf. 'Gott sei
gelobt: die Söhne waren der Väter von 1813 wert.
Als aber die siegessrohen Preußen auch noch über den Alsensund
gingen und die Dänen aus ihrer Stellung auf der Insel
A l s e n vertrieben, da bat man in Kopenhagen um Frieden, und
Schleswig-Holstein war dem deutschen Vaterlande wiedergewonnen.
Die große Frage: „Wer soll in Deutschland den Ton angeben,
Preußen oder Österreich?" war durch die Kämpfe in Schleswig-Holstein
nur verschoben, aber nicht gelöst. Gutwillig wollte keine dieser Mächte
zurücktreten, also mußte das Schwert entscheiden.
Im Jahre 1866 kam es zum Kampf. Noch einmal standen, nun
aber, so Gott will, zum letztenmal, Deutsche gegen Deutsche in Waffen,
denn auf die Seite der Österreicher hatten sich auch deutsche Stämme
gestellt.
König Wilhelm, nicht achtend seines hohen Alters, eilte mit der
gesamten Streitmacht ins Feld, ihm zur Seite der schlachtenkundige
Moltke. Seinen einzigen Sohn, den Kronprinzen Friedrich
Wilhelm, stellte er an die Spitze der Ii. Armee, Prinz Friedrich
Karl, den „Roten Prinzen", an die Spitze der I., den General Her-
warth von Btttenfeld an die Spitze der Llb-Armee und den
General Vogel v Falckenstein, der als Jüngling schon in den
Befreiungskriegen mitgekämvft batte, an die Svitze der Main-Arrnep
T
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich
Karl Friedrich Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Westfalen Kopenhagen Schleswig-Holstein Deutschland Schleswig-Holstein Main-Arrnep
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Militärkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
18
Iii. Vaterländische Geschichte.
es schritt seiner Vollendung entgegen: jetzt endlich hatte Preußen
Raum, für Deutschlands Macht und Ehre zu wirken.i
Mit Schrecken hatten aber der Kaiser Napoleon Iii. und seine
Franzosen erkannt, wie Preußen, dieser gefährlichste Gegner von 1813
her, an Macht gewann, wie sich dieses zersplitterte, ohnmächtige Deutsch-
land immer fester zusammenschloß. Die Franzosen, die sich in wahn-
witziger Verblendung für das erste Volk der Welt hielten, wollten nicht
ruhig zusehen, daß man ihnen die Möglichkeit nahm, in Deutschland
Händel zu suchen, wenn es am eigenen Herd unruhig und ungemütlich
wurde, sich an deutschen Ländern zu bereichern, wie man es doch früher
hatte ungestraft tun können. Noch, meinten sie, war es Zeit, noch gab
es kein einiges Deutsches Reich, deshalb: „Zu den Waffen, ä Berlin,
k Berlin!"
Wenn jemand Streit haben will, so findet er bald einen Grund,
und müßte er ihn vom Zaune brechen. König Wilhelm sollte sich ver>
pflichten, daß nie ein hohenzollernscher Prinz auf Spaniens Königs-
thron käme, das forderten die Franzosen; als sie nach Gebühr ab-
gefertigt wurden, erklärten sie den Krieg.
Aber sie hatten sich gewaltig verrechnet. Verschwunden waren
deutsche Streitsucht und Eifersucht, verschwunden war der Unterschied
zwischen Nord und Süd, vergessen war, daß man sich soeben noch mit
Erbitterung bekämpft, ein einmütiges, zornglühendes, deutsches Volk
stand auf dem Plan, bereit, all die Schmach, die ihm Frankreich seit
Jahrhunderten angetan, mit Blut abzuwaschen.
Endlich, endlich wurde es Frühling im deutschen Volk.
Ehe es sich die Franzosen versahen, waren die Deutschen, von
dem flinken Preußen zur Behendigkeit erzogen, mit ihrer Rüstung fertig,
und drei stolze Heere versammelten sich am Rhein. Die I. Armee
unter dem „Löwen von Nachod", dem alten Steinmetz, die
Ii. Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl, dem Sieger von
Düppel, die Iii. Armee aber unter dem Liebling des Volkes, dem
Erben des preußischen Königsthrons, unter „Unserm Fritz". Den
Oberbefehl hatte aber wieder der greise König Wilhelxr, den
sein Alter von 73 Jahren nicht abhielt, bei seinen Soldaten zu sein.
Während man in Deutschland noch in banger Sorge der kommenden
Dinge harrte, fielen schon die ersten Schläge bei Weißenburg,
Wörth und Spicheren. „Gott ist mit uns, wir sind dem Feinde
über." Die bange Sorge löste sich in lauten Jubel, in heiße Dankes-
tränen ans. Als aber nach den blutigen Schlachten bei Metz — am
14 August bei Colombey-Nouillh, am 16. bei Bionville-
Mars la Tour, am 18. bei Gravelotte-St. Privat — das
Heer des Marschalls Bazaine in Metz eingeschlossen, als nach der
Schlacht bei Sedan am 1. und 2. September 1870 das umzingelte
Heer des Marschalls Mac Mahon zur Übergabe gezwungen wurde,
als der Kaiser Napoleon, der Neffe jenes Mannes, dessen Hand einst so
schwer auf Deutschland gelegen hatte, seinen Degen gedemütigt in
die Hand unseres Königs, des Sohnes der Königin Luise, legte, da
brach in den deutschen Gauen ein Jubel los, so groß und gewaltig,
und doch so demütig und dankbar gegen Gott, wie es der greise Hohen-
zoller war, den Gottes Gnade uns gegeben hatte. „Gott war mit
uns, Ihm sei die Ehr e."
Der Siegeszug deutscher Kraft, deutscher Begeisterung war nicht
aufzuhalten, ' und je zäher sich der Feind wehrte, um so größer
wurde unser Ruhm. Metz fiel, Straßburg, die „wunderschöne
Stadt", die im deutschen Herzen und im deutschen Lied unvergessen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Wilhelm Friedrich_Karl Friedrich Karl König_Wilhelxr Metz August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Berlin Berlin Spaniens Nord Frankreich Rhein Deutschland Weißenburg Sedan Mahon Deutschland Gottes Straßburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Militärkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii
Vaterländische Geschichte.
Herzog Karl Alexander, 1733—1737, wurde erstmals ein
kleines stehendes Heer geschaffen. — In die Regierungszeit des
Herzogs Karl Eugen, 1737—1793, fällt die Geburt von
Schwabens großem Sohne, Friedrich Schiller (1759 zu Marbach),
ferner die Gründung Hohenheims, der Karlsschule, der Solitude u. s. w.
— Nun folgten
Herzog Ludwig Eugen, 1793—1795,
„ Friedrich Eugen, 1795—1797.
Neue französische Raubeinfälle unter Moreau.
Herzog Friedrich Wilhelm Karl, 1797—1816, war ein
kraftvoller, energischer Mann, der Begründer des neuen Staates
Württemberg.
Die Napoleonischen Kriegswetter brausten über'das Land.
1803 wurde Württemberg Kurfürstentum und
1806 erhielt Friedrich die Königswürde als Friedrich I.
Bisher hatte er auf Seiten Napoleons kämpfen müssen; 1813
sagte er sich los und schloß sich der deutschen Sache an.
1814 finden wir die Württemberger unter ihrem tapferen Kron-
prinzen Wilhelm in Frankreich (Epinal, Bar sur Aube, Brienne,
Montereau u. s. w.).
Durch König Friedrichs kluge Staatskunst wuchs die Bevölkerung
des Landes von 660000 Einwohnern auf 1380 000, der Flächen-
inhalt verdoppelte sich. 10 Feldzüge mußte Friedrich führen, über-
reich an Opfern. So kehrten 1812 aus den Eisfeldern Rußlands von
20000 Württembergern nur einige Hundert zurück. Hauptmann von
Valois rettete aber alle Fahnen bis auf eine. Ehre dem Andenken
dieses Tapferen! —
Nach Friedrich trug Wilhelm I. von 1816—1864 die Königs-
krone. Seine hohen militärischen Fähigkeiten hatte er als Kron-
prinz bewiesen, als König hat er in der langen Friedenszeit, in
der er herrschte, auf allen Gebieten das leibliche und geistige Wohl
seines Volkes zu heben verstanden. Er lebt fort in den dankbaren
Herzen seiner Württemberger! —
Sein Sohn König Karl regierte von 1864—1891 an der Seite
seiner edlen Gemahlin, Königin Olga, einer Prinzessin aus dem
russischen Kaiserhause.
In dem Kriege 1866 stand Württemberg auf Österreichs Seite.
Nachher schloß es, wieder ausgesöhnt, ein Schutz- und Trutzbündnis
mit Preußen, bildete 1868 sein Heer nach preußischem Muster um, so
daß es 1870/71 ruhmvollen Anteil am Deutsch-Französischen Krieg
nehmen konnte. Ein Schwabenkind, Max Schneckenburger aus
Tuttlingen, entflammte damals alle deutschen Herzen mit seinem
Kriegslied „Die Wacht am Rhein".
Der Franzosenkaiser Napoleon Iii. erklärte am 19. Juli 1870
an Preußen den Krieg und hoffte, daß die süddeutschen Staaten sich
zu Frankreich halten würden.
Aber König Karl hatte, treu den Verträgen, schon am 17. Juli
die. Mobilmachung der Württembergischen Felddiviswn befohlen und
sie unter den Befehl des Königs Wilhelm von Preußen gestellt.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Alexander Karl Alexander Karl_Eugen Karl Eugen Friedrich_Schiller Friedrich Ludwig_Eugen Ludwig Eugen Friedrich_Eugen Friedrich Eugen Friedrich_Wilhelm_Karl Friedrich Wilhelm Karl Friedrich Friedrich Friedrich_I. Napoleons Wilhelm Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm_I._von_1816—1864 Wilhelm_I. Karl Karl Königin_Olga Max_Schneckenburger Max Napoleon Karl Karl Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Schwabens Marbach Württemberg Württemberg_Kurfürstentum Frankreich Epinal Tuttlingen Rhein" Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Militärkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
11
Iii. Vaterländische Geschichte.
nicht verschwunden war. General Courbiöre verteidigte Graudenz
bis zum Friedensschluß, und auch der alte General Kalckreuth tat in
Danzig seine Pflicht.
Was aber halfen diese wenigen. "König Friedrich Wilhelm Iii.
(1797—1840) und seine erhabene Gattin Königin Luise mußten bis
an die östliche Grenze ihres Reiches fliehen, und im Frieden von
Tilsit wurde Preußen der Hälfte seiner Länder beraubt, mußte eine
Kriegssteuer tragen, die den Wohlstand für lange Zeit vernichtete, und
durfte, damit es wehrlos bliebe, nur ein kleines, unbedeutendes Heer
halten.
Schwer lastete die Hand des Feindes auf dem Lande, schwerer
noch die Scham über die eigene Laschheit und Erbärmlichkeit. War
es doch wieder so weit gekommen, daß Deutsche gegen Deutsche kämpf-
ten! Hatten sich doch deutsche Stämme zwingen lassen, auf die
Seite des Feindes zu treten, allem Deutschtum zum Trotz!
König Friedrich Wilhelm Ii- König Friedrich Wilhelm Iii.
Aus dieser Scham ging schließlich die Wiedergeburt hervor. In
alter Liebe scharten sich die Preußen wieder um ihren edlen, hoch-
sinnigen Hohenzollernkönig, der sein schweres Schicksal wie ein Mann
und ein Christ trug, mit Rührung sahen sie, wie die schöne Königin
sich um Preußens verlorene Ehre grämte, bis ihr edles Herz brach.
Die schwere Zeit schärfte die Gewissen: „Mach' deine Sünden
wieder gut," rief sie dem Bürger zu, „daß du deinen eigenen Wohl-
stand mehrtest, damit war es nicht getan. Was hast du nun, wo dein
Vaterland daniederliegt? Dein Wohlstand ist hin, und du bist ein
Knecht des Fremdlings. Heran mit dir selbst, mit deinem Leibe, mit
deinem Herzen. Ein starkes Vaterland, das schützen und bewahren
kann, das will verdient sein!"
Dem Heere aber rief die schwere Zeit zu: „Werde wieder jung,
werde wieder frisch und hole nach, was du versäumt hast. Sieh' dir
mit klaren Blicken an, was um dich herum vorgeht, lerne ilnd schaffe,
damit dein Ehrenschild wieder blank iverde."
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Extrahierte Personennamen: Kalckreuth Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Militärkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Ui. Vaterländische Geschichte. Is
Preußens Schmach war getilgt. Vergrößert und gestärkt ging es
aus den großen Kämpfen hervor. Die reuigen Provinzen Sachsen
und Posen, ein Teil der Rheinprovinz, Neuvorpommern
und die Insel Rügen wurden sein Lohn.
Die großen herrlichen Erinnerungen der Befreiungskriege blieben
aber, Gott sei's geklagt, in Deutschland nicht lange lebendig.
Bald wurde vergessen, daß man Schulter an Schulter, wie es
Brüdern geziemt, gekämpft hatte. Immer noch nicht hatte man ein-
gesehen, daß die Hauptfehler des deutschen Volkes Uneinigkeit, Selbstsucht
und Kleinlichkeit waren. Wiederum vergaß man, daß es diese Erbfehler
gewesen waren, die das Glück und den Wohlstand vieler Tausend zer-
trümmert und Deutschland schon so oft hart an den Rand des Unter-
ganges gebracht hatten.
König Friedrich Wilhelm Iv. Kaiser Wilhelm I., der Große
Kaum waren die Wunden oes Krieges vernarbt, sv begann in Deutsch-
land das alte Elend. Jeder Staat lebte abgeschlossen in sich. Was ging
ihn Deutschland an? Immer noch hatte der Klageruf Berechtigung:
„Ach wären wir doch eins, ihr deutschen Brüder,
An unserer Brust zerschellte eine Welt!"
Der einzige Staat, der für Deutschland etwas leisten wollte, das
war Preußen.
Wohl stand es wieder gekräftigt da, wohl heilten allmählich die
Wunden der Napoleonischen Kriege, wohl wurde unter dem edlen, kunst-
sinnigen König Friedrich Wilhelm Iv., der 1840 seinem Vater in der
Regierung folgte, auch den Künsten und Wissenschaften ihr Recht, aber
in seinem Wirken für Deutschland blieb es gelähmt durch die Eifersucht
der anderen deutschen Staaten, besonders Österreichs, dessen Ausgaben
Mehr in Ungarn, Böhmen, Italien als in Deutschland lagen.
Trotz alledem blieb die Sehnsucht nach einem einigen, starken
Deutschland in den Herzen der Deutschen lebendig. Als sie sich aber
immer und immer wieder enttäuscht sahen, da griffen sie in ihrem
r
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Posen Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Ungarn Italien Deutschland Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Militärkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Pflichten des Soldaten.
„Treue Liebe bis zum Grabe
Schwör' ich dir mit Herz und Hand,
Was ich bin und was ich habe,
Dank' ich dir, mein Vaterland!*
1. Wehrpflicht im allgemeinen.
Von dem Augenblick an, wo der Soldat den Rock des Königs an-
gezogen hat, hat er mit der Erfüllung seiner Wehrpflicht be-
gonnen. Von nun an soll er für zwei Jahre mit allen seinen körper-
lichen und geistigen Kräften, dem Heere und damit seinem Könige und
dem Vaterlande zur Verfügung stehen. Mit ihm zusammen tragen seine
Altersgenossen das schmucke Kleid des Kriegers, vor ihm haben es seine
Vorfahren, seine Verwandten, seine älteren Freunde getragen, nach ihm
werden es, so Gott will. seine Söhne und Enkel tragen. Die Wehr»
dflicht ist eine allgemeine, denn jeder ehrenhafte deutsche Mann, der
gesund an Körper und Geist ist, er sei reich oder arm, hoch oder niedrig,
Nruß im Heere dienen. „Die Erfüllung der Dienstpflicht ist
eine Ehrenpflicht jedes deutschen Mannes", sagt der
8- Kriegsartikel.
Weswegen muß nun jeder Waffenfähige vom Pfluge oder aus
der Werkstatt fort, weswegen muß er seine Beschäftigung verlassen,
Um im Heere zu dienen? Die Antwort lautet: Damit es dem
Vaterlande in der Stunde der Gefahr nicht an Männern
fehle, die es im Kampfe zu schützen verstehen.
Es gab Zeiten in unserem preußischen Vaterlande, wo es an Männern,
die zu kämpfen und für ihr Vaterland Opfer zu bringen verstanden, fehlte.
Die Verteidigung des Vaterlandes überließ man Söldnern; der Bürger blieb
dem Waffendienst fern Das rächte sich im Iabre 1806 Das vreustisebe Söldner-
heer wurde in den Schlachten von Jena und Auerstädt geschlagen, die
Festungen ergaben sich, der Feind besetzte ganz Preußen und gab im Frieden
0°n iiljtt Oie Hälfte des Landes nicht wieder heraus. In dieser Zen der
Schmach besann man sich darauf, daß sich jeder einzelne ein starkes Vaterland
erkämpfen und verdienen müsse. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht
lin Jahre 1818 wurde mit Jubel begrüßt, und das preußische Bolksbeer zahlte
^ den Franzosen im Jahre 1813, 14 und 15 heim. Preußen war gerettet.
"Usotge der allgemeinen Wehrpflicht fehlte es Preuyen auch künsltg nicht an
Zahlreichen und waffenfähige» Männern, nur so konnten die Kriege von 1864
Und 1866 siegreich durchgeführt werden, nur so konnte sich Deutschland 1870/71
Kampfe gegen Frankreich die Einigkeit erringen und 1914/15 fast der ganzen
^elt siegreich widerstehen.
Wem Gott einen gesunden Körper gab, der freue sich, denn er darf
uun auch dem ruhmreichen deutschen Heere angehören, das die Besten
oes Volkes in seinen Reihen sieht, das berufen ist, das Vaterland
au verteidigen, die Ruhe und Ordnung mit starker Hand
schützen. Fürwahr, ein schöner, ein Herrlicker Beruf I
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Extrahierte Personennamen: Gott
Extrahierte Ortsnamen: Jena Deutschland Frankreich